Beratung & Coaching für Bildungsorganisationen
Stephan Ulrich
Unterricht ist das, was zwischen Lehrpersonen und Schüler und Schülerinnen passiert.
Das Angebots-Nutzungsmodell, wie es verschiedene namhafte Autoren vertreten wird, ist ein hilfreiches Gerüst, um das Wesen des Unterrichts und seine Faktoren zu beschreiben und zu verstehen. Demnach gestalten LehrerInnen den Unterricht als Angebot von Lerngelegenheiten, welches von den Schülerinnen und Schülern in unterschiedlicher Qualität genutzt wird. Unterrichtshandlung zielen darauf ab, bei den Schülerinnen und Schülern einen Kompetenzzuwachs zu bewirken.
Je besser die Passung zwischen den Angeboten einer Schule und den «Nutzern» ist, desto besser gelingt der Lernzuwachs. Wobei dies Passung sich nicht durch Selektion und Separation besser herstellen lässt. Vielmehr sind Merkmale der Aktivitäts- und Tätigkeitsstruktur des Unterrichts und der Einzelschule entscheidend.
Unterrichtssituationen (Interaktionen) können durch ihre Oberflächen- und Tiefenstruktur sowie ihren Kontext beschrieben werden. Als Oberflächenstruktur werden beobachtbare Strukturen des Unterrichts wie beispielswiese Sozialformen, Medieneinsatz, Lernmaterial und Interaktionsformen bezeichnet. Die Tiefenstruktur des Unterrichts umfasst beispielsweise Angebotsmerkmale wie die Adaptivität und Offenheit von Aufgaben, die Qualität der Begleitung von Lernprozessen und Beurteilungs- sowie Feedbackhandlungen, den sinnhaften Umgang mit Emotionen, eine adaptive Zielorientierung, sowie die Einbindung von persönlichen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler.
Untersuchungen haben gezeigt, dass psychologisch-didaktische Merkmale der Tiefenstruktur des Unterrichts in ihrer Erklärungskraft für den Kompetenzzuwachst bei Schülerinnen und Schülern Merkmalen der Oberflächenstruktur überlegen sind (Reusser 2010). «Für alle Unterrichtsformen […] gilt, dass sie ihre Lernwirkung nur dann entfalten, wenn ihre Umsetzung pädagogisch-psychologischen Tiefenqualitäten eines Kognitiv-Konstruktivistischen Lernens genügt» (ebd, S.146). Das bedeutet auch, dass es keinen "guten" Unterricht im Sinne der einen idealen Methode, der einen Inszenierungs- bzw. Unterrichtsformen gibt.
Im Weiteren ist Unterricht eingebettet in einen organisationalen, sozialen sowie kulturellen Kontext und hat in der Regel Bezüge zu verschiedenen Lebenswelten.
